Art Tatum (1909-1956) ist einer der bedeutendsten Jazzpianisten aller Zeiten, ein Vorbild selbst für Spieler der Generation Y wie Christian Sands, Jahrgang 1989. Neben Earl Hines war Tatum der stilbildende Pianist und Bindeglied zwischen den frühen Pionieren des Jazz, wie Jelly Roll Morton, Fats Waller und James P. Johnson, und den Bebop-Größen des modernen Jazz, die alle von Tatums modernem Sinn für Harmonie inspiriert wurden. Charlie Parker soll wochenlang als Tellerwäscher in einem Club gearbeitet haben, nur um Tatums Spielweise näher kennenzulernen und besser kennenzulernen. Bereits im Alter von 20 Jahren hatte der über ein perfektes Gehör verfügende und stark sehbehinderte Tatum in seinem Heimatstaat Ohio durch regelmäßige Clubauftritte und eine eigene Radiosendung enorme Popularität erlangt. 1932 kam er erstmals als Begleiter der Sängerin Adelaide Hall nach New York, wo er sofort sein Können unter Beweis stellte, indem er aus einem Wettbewerb mit seinen Vorgängern Waller und Johnson als Sieger hervorging. In den Jazzmetropolen New York, Chicago und Los Angeles wurde er monatelang mit seinen Soloauftritten gebucht. Seine einzige Auslandsreise führte ihn 1938 nach England. Von 1943 bis 1945 leitete er mit dem Bassisten Slam Stewart und dem Gitarristen Tiny Grimes ein erfolgreiches Trio, das zum Vorbild für Oscar Peterson, Nat King Cole und viele andere wurde. Seine wohl besten Aufnahmen machte Tatum 1953 zusammen mit dem Jazz-Impresario Norman Granz, die hier alle im Zusammenspiel von Gruppen- und Soloaufnahmen präsentiert werden. Tatums intensiver Lebensstil und sein Alkoholismus beeinträchtigten nie seine Leistungen, führten aber letztendlich zu seinem frühen Tod an Nierenversagen im Jahr 1956 im Alter von 47 Jahren.